Stimmen zu OZ

»Für mich hat OZ etwas mit Heimat zu tun. Ich verbinde ihn mit meiner eigenen Anfangszeit in Hamburg. Das OZ-Zeichen ist sehr schwungvoll. Für mich ist es wie eine Blume, es ziert. Es wirkt wie ein kleiner Sonnenschein in mir. Es ist wie ein Gruß. Ich fühle mich tatsächlich von ihm gegrüßt, wenn ich irgendwo lang gehe.

Was ich mache, ist so formell, und was er macht, so anarchisch, aber irgendwo trifft man sich ja dann doch wieder. OZ war schon da in Hamburg, als Herr von Eden kam. Es sind beides Hamburger Unternehmen, auch wenn sich OZ selber aus dem Merkantilen absolut heraushalten möchte, beide sind Hamburger Institutionen. Meine Arbeit wird auch auf der Straße getragen und OZ hat eine Eleganz in dem, was er macht. In dem Schwung, welchen das OZ-Zeichen an sich hat, steht es dem NIKE-swoosh in nichts nach.«

Bent Angelo Jensen alias Herr von Eden

 

»Anfangs hatte mich sein All-City-Status fasziniert, die Tatsache, dass er einfach überall war, wo man hinkam. Dann auch die Bilder, sein Stil und der Flash, und dass er unaufhörlich weitermacht. Trotz der ganzen Gerichtsverhandlungen, egal – immer weiter: Das ist krass. Er hat den meisten, ja fast allen dieses Quäntchen Totalhingabe voraus. Diese totale Hingabe fasziniert mich sehr.

Ich verstehe seine Kunst als etwas, was meinen Alltag verschönert. Ich finde, es ist große Kunst, was er macht. Das Tollste an Kunst ist, wenn der Künstler selbst bestimmt, wo seine Kunst hängt. Das ist das Großartige an OZ. Er nimmt sich jedes Mal aufs Neue dieses Recht heraus. Er gibt alles für seine Kunst und ist von diesem Pfad nicht abzubringen.

Ich denke, von diesem Wahn können wir uns alle ein paar Scheiben abschneiden, auch über Hamburg hinaus. Wie viel Leidenschaft, Herz, Energie und Leben, ja das ganze Leben, man in die Kunst stecken kann und alles andere dafür vernachlässigen!

Jedenfalls finde ich, dass ihm nicht genug Bedeutung zugesprochen werden kann. Alle müssen OZ kennen. Ich finde, OZ muss nicht nur all city sein, sondern all world. OZ ist King, yeah!«

Jan Delay


»OZ ist natürlich, weil er in der Öffentlichkeit so präsent ist, bekannter als andere Künstler, die ihr Werk nicht so in die Öffentlichkeit hereinschreien. Kunst ist für mich dann interessant, wenn sie über eine eigene ästhetische Qualität verfügt. Wenn etwas durch sie gestaltet und die Gesellschaft dadurch bereichert wird und bzw. oder wenn durch sie intellektuell und emotional etwas beim Betrachter in Gang gesetzt wird. Nach diesen Kategorien kann man sein Werk abgleichen, wenn man bei OZ von einem Werk sprechen will. Da gibt es bei ihm sehr unterschiedliche Ansätze: einige schöne Arbeiten, wenn er sich mehr Zeit lässt bzw. wenn ihm mehr Zeit gelassen wird, das zu verwirklichen. Diese Arbeiten sehe ich bei OZ dann, wenn er sehr intelligent und clever auf sein Umfeld reagiert. Es gibt jedoch eine Masse an Arbeiten, die sozusagen genau das Gegenteil bewirken, nämlich eine ästhetische Zerstörung des Raumes. Da gefällt mir eine Hauswand oder ein Schild ohne seine Kritzelei einfach wesentlich besser. Leider Gottes fällt dieses Verhältnis zu seinen Ungunsten aus.

Die künstlerische Bewertung ist hier kein Reflex der hunderttausend Zeichen, die OZ bisher produziert haben soll. Bei solch einer extremen Massenproduktion würden auch andere Künstler nicht nur höchste Qualität produzieren. Vielmehr ist entscheidend, dass bei OZ der Moment der Selbstreflexion fehlt. Also die Frage, wo setze ich einen Punkt hin, der für mich etwas mit der Umgebung macht, der bereichernd und erneuernd ist, und wie reflektiere ich das Umfeld. Sein in der Öffentlichkeit ›schlechter Ruf‹, das jetzt mal ausdrücklich und bewusst in Anführungszeichen gesetzt, rührt natürlich daher, dass man bei ihm häufig den Eindruck des Willkürlichen hat.

Wenn OZ bislang im wissenschaftlichen Bereich kein Thema war, weil er ästhetisch und inhaltlich zu wenig bietet, worüber man diskutieren könnte, kann ich mir allerdings vorstellen, über ihn als gesellschaftliches Phänomen zu diskutieren. Also gerade mit diesen ganzen biografischen Zusatzinformationen, die ich jetzt erfahren habe.«

Christian Hahn, Professor für Malerei an der HAW


»OZ=nicht um Erlaubnis fragen.«

Klaus Lemke


»Einen Sprayer wie OZ nehme ich in die künstlerische Verwandtschaftsgruppe mit rein. Das, was er macht, hat mit einer freiheitlichen Darstellungsweise zu tun, ist künstlerischer Ausdruck. Darüber gibt es nichts zu streiten. Über Kunst lässt sich nicht objektiv verhandeln, sie muss immer alle Optionen wahren.
Ich erlebe das, was OZ macht, als eine Art von Einmischung in den öffentlichen Raum und da bin ich prinzipiell dafür. Beim überzogenen Umgang mit OZ habe ich das Gefühl, dass hier ein Exempel statuiert und jemand gebrochen werden soll, und wir nehmen diesen Fall deswegen so grundsätzlich wahr, weil sich jemand besonders zäh und unerschrocken gegen Autoritäten auflehnt.

Ob solche Zeichensetzungen allerdings noch ihre gewünschte Wirkung haben, scheint mir zweifelhaft, denn die vordergründig radikalste Kunst landet heutzutage am schnellsten im Museum. Ich empfinde Graffitis, auch die von OZ, nicht mehr als Gegenkultur. Überhaupt nerven mich Graffitis meist in ihrer überwiegenden Inhaltslosigkeit oder bloßen Markierung. Das ist wie ein klischeehafter Punksong, ein Irokesen-Haarschnitt, ein Che-T-Shirt. Ich denke, heute brauchen wir andere Auftritte, subtilere Überlegungen.

Dennoch, grundsätzlich ist mir ein OZ-Schnörkel lieber als ein Paragraphen-Kringel.«

Schorsch Kamerun

(Auf der Basis von Kurz-Interviews zusammengestellt von KP Flügel)


Druckfahne »Stimmen zu OZ« (pdf)

Hinweis: Dies ist die Online-Version des Buchs »Free OZ! Streetart zwischen Revolte, Repression und Kommerz», das 2014 im Verlag Assoziaton A erschienen ist. Es ist inzwischen vergriffen, als Würdigung seines Werks und als Inspiration für die zukünftige Auseinandersetzung mit Walters Schaffen ist es hier dokumentiert.